Gedenktafel für die jüdischen Opfer der Reichspogromnacht vom November 1938
Anlässlich des 80. Jahrestags der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde zum 9. November 2018 im Alten Rathaus, wo sich früher auch die Hauptwache der Polizei befand, eine Gedenktafel zur Erinnerung an die damaligen Ereignisse angebracht.
In der Pogromnacht wurde die Bayreuther Synagoge verwüstet und geschändet und die Fenster jüdischer Geschäfte eingeschlagen. Jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden in ihren Wohnungen bedroht, misshandelt und in Haft genommen. Die Verhafteten sammelte man zunächst im Alten Rathaus, wo sie im damals noch offenen Innenhof und in den Gängen warten mussten. Von dort aus brachte man sie in die Viehställe des damaligen Schlachthofes hinter der Rotmainhalle. Ein Großteil der Verhafteten wurde am 10. November 1938 wieder freigelassen, 23 Männer jedoch kamen ins Gerichtsgefängnis in der Markgrafenallee, einige davon transportierte man weiter ins KZ Dachau.
Gedenksteine für die jüdischen Opfer
Der Gedenksteinturm entstand 2001 aufgrund einer Initiative der Geschichtswerkstatt Bayreuth, Initiatorin war Irene Hamel. Schüler der fünf Bayreuther Gymnasien, der Städtischen Wirtschaftsschule sowie Angehörige der Bundeswehr gestalteten nach eigenen Recherchen und unter Verwendung von Informationen aus der Geschichtswerkstatt, insbesondere von Herrn Dr. Ekkehard Hübschmann, Gedenksteine für die Bayreuther jüdischen Opfer. Der Gedenksteinturm besteht aus einem Drahtgeflecht in der Form eines rechteckigen Kastens, der Gitterkäfig des Turmes soll die Zäune der Todeslager und Gefängnisse symbolisieren. Die Gestaltung stammt von Ursula Fähler. Darin sind kleine Steine mit den Namen sowie den Geburts- und Sterbedaten der jüdischen Opfer eingelegt. Steine wurden deshalb als Erinnerungsstücke gewählt, da es auf jüdischen Friedhöfen üblich ist, kleine Steine anstatt Blumen auf die Grabsteine zu legen.
Am 15. September 2003 wurde der Gedenksteinturm im Rahmen einer Gedächtnisaktion im Historischen Museum aufgestellt. Anwesend waren auch ehemalige jüdische Bürger und ihre Angehörigen aus USA, Kanada, Israel und England. Die am Projekt Beteiligten legten dabei die Gedenksteine einzeln in den Turm und dieser wurde dann verschlossen. Zusätzlich stellte eine Ausstellung und eine Broschüre einzelne Biographien der Opfer vor.
Auf Initiative von Stadträtin Sabine Steininger (Bündnis 90/Die Grünen und Unabhängigen) wurde der Gedenksteinturm am 19. Januar 2010 in den Eingangsbereich des Neuen Rathauses und somit an einen öffentlichen, für alle Bürger gut zugänglichen Platz versetzt. Dahinter hängen zwei Erinnerungstafeln mit den bisher bekannten Namen der jüdischen Opfer (Stand 2010).
Literatur:
Denk/Steine setzen. Über die Wiedergewinnung der Erinnerung an die ermordeten Juden von Bayreuth. Eine Dokumentation von Irene Hamel. – Bayreuth 2003. – 98 S. und Video über die Aufstellung des Denkmals